Die dritte und vorerst letzte Geschichte stammt von Claudia.
HEP 2010- diese Klassenbezeichnung steht in meinen ersten Unterlagen, soll heißen, Ausbildung zum Heilerziehungspfleger im Startjahr 2010. Inzwischen haben wir Juni 2017 und ich bin immer noch Schüler am SPI Thalheim. Wie das geht? Ganz einfach- man beginnt über eine bodenständige Ausbildung seinem Berufswunsch näher zu kommen, lernt fleißig, erbringt alle nötigen Leistungsnachweise in Theorie und Praxis, gehört zu den leistungsstarken Schülern seiner Klasse und… wird Mutter!
So war das bei mir, Claudia, inzwischen 2fache Mutter und in wenigen Tagen nun doch endlich erfolgreiche Absolventin der Heilerziehungspflege. Als ich damals meine Ausbildung wegen der Geburt meines Sohnes unterbrochen habe, war es mein Ziel, diese so schnell als möglich fortzusetzen und zeitnah den Berufsabschluss zu erwerben. Leistungsmäßig stand dem nichts entgegen, auch in eine andere Klasse einzusteigen war kein Gedanke, der mir Sorge machte. Aber es sollte anders kommen. Mein Sohn benötigte nach der Geburt meine vollste Zuwendung, denn es gab größere gesundheitliche Probleme und da war ich zuallererst als Mutter gefragt- alles andere war undiskutabel. Zahlreiche Ärztemarathons waren angesagt, schwerwiegende Entscheidungen mussten von meiner Familie und mir getroffen werden, Ausbildung oder nur ein Gedanke an „Berufswegplanung“ das war zunächst kein Thema mehr.
Zu ehemaligen Klassenkameraden hielt ich dennoch Kontakt, erfuhr von ihrem Schulalltag und den ach so großen Stresssituationen eines Schülerlebens- für mich fast ein wünschenswerter, beneideter Zustand im Gegensatz zu dem, was täglich auf mir lastete. Viele Menschen standen mir in dieser Zeit mit Rat und Tat zur Seite, auch von Thalheim kamen Nachfragen , wie es mir und dem Kleinen geht und Angebote, was für mich in denkbarer Zukunft für Möglichkeiten einer Wiederaufnahme der Ausbildung bestehen. In Gesprächen in der Schulleitung erörterten wir realistische Chancen, die Ausbildung irgendwie zu händeln- doch alles brauchte seine Zeit und die lief mir unter den Fingern davon. Hinzu kam, dass sich inzwischen auch in den gesetzlichen und inhaltlichen Belangen der Ausbildung einiges änderte und sich „mein Guthaben“ aus der begonnenen Ausbildung irgendwie fast auf Null reduzierte.
Eine freudige Nachricht schuf noch einmal neue Tatsachen, ich erwartete ein weiteres Kind! Guter Rat- auf allen Ebenen- musste her. Ich mach’s kurz: Ich wollte alles- gute Ehefrau und Mutter sein, eine Heilerziehungspflegerin werden und ich schuf Tatsachen! Ich startete erneut, inzwischen 2014, in der beginnenden HEP- Klasse und kämpfte mich durch. Ich weiß nicht wie, aber Stück für Stück baute ich an genau diesem Vorhaben, biss mich durch, erlebte Rückschläge und Freudenmomente, bekam Rückenhalt ( manchmal auch Feuer ) von Familie, Klasse und Lehrern und nun zähle ich echt die Tage, bis ich das Abschlusszeugnis in den Händen halte und bestätigt bekomme, dass es endlich geschafft ist. Irgendwie unglaublich, wenn ich das jetzt so durchdenke- man kann eben doch viel oder sogar alles- wenn man es nur will!
Vielen Dank an Kerstin, Nancy und Claudia, dass Sie Ihre Geschichten mit uns teilen und uns erlaubten diese auch zu veröffentlichen.
Wir hoffen, dass in Zukunft noch viele weitere Geschichten folgen werden. Auf die nächsten 25 Jahre im SPI.